Wenn wir Kommunikation nur als ein Mittel des Informationsaustausches ansehen, verschenken wir ihr wesentliches Potenzial: Wir Menschen sind emotional aufeinander bezogen und Kommunikation ist das verbindende Element, um Beziehungen zu pflegen, Verbundenheit zum Ausdruck zu bringen und Projekte im Miteinander vertrauensvoll zu gestalten. Gerade jetzt sollten wir auf eine verbindende Kommunikation achten.
Leider ist es oftmals ein weiter Weg, bis es uns gelingt, die gestaltende und verbindende Kraft von Kommunikation zu erkennen und einzusetzen. Wenn die Chemie nicht stimmt oder wir das Gefühl haben, im Gespräch mit dem anderen treffen Welten aufeinander, erleben wir Kommunikation eher als Herausforderung. Im Moment erleben wir zudem unser berufliches Miteinander vielfach virtuell. Die zufällige Begegnung fehlt, die nonverbalen Signale, die den überwiegenden Anteil unserer Kommunikation ausmachen, können wir nur eingeschränkt leben. Wir kommen nicht weiter und es stellt sich die Frage: Wie können wir mit solchen Situationen umgehen?
Um zu veranschaulichen, wie Kommunikationsprobleme entstehen können, gefällt mir das Inselmodell von Vera F. Birkenbihl sehr gut. Es geht davon aus, dass jeder Mensch eine eigene Insel bewohnt. Diese Insel repräsentiert Vergangenheit, individuelle Erfahrungen, Denkmuster und Glaubenssätze. Die Kommunikation des Inselbewohners wird hiervon bestimmt. Gibt es Überschneidungen, also z.B. ähnliche Erfahrungen oder Überzeugungen zu den Inseln anderer Menschen, so fällt uns Kommunikation leicht; wir haben das Gefühl, dass der andere uns sympathisch ist.
Gibt es keine Überschneidungen, so liegen unterschiedliche Erfahrungen, Auffassungen und Einstellungen vor. Hier passiert es oft, dass Kommunikation als schwierig erlebt wird, es zu Missverständnissen kommt oder die Gesprächspartner ihren Kontakt sogar abbrechen. Dies ist menschlich, da wir unbewusst auf Gemeinsamkeit gepolt sind. Wenn diese fehlen, empfinden wir das als unangenehm, befremdlich und reagieren ablehnend.
Doch oft sind wir aufgefordert, Kommunikation eben auch mit Bewohnern ganz anderer „Inseln“ zu führen. In unserer heutigen Zeit der intensiven Begegnung mit anderen Kulturen und häufig wechselnder Kollegen in unseren Arbeitswelten treffen wir ständig auf andere „Kommunikationsinseln“. Die zunehmend virtuellen Treffen verstärken diesen "Inseleffekt". Es wird zu einem unverzichtbaren Teil unseres Miteinanders, damit umzugehen – und Brücken zu bauen.
Wir sind aufgefordert, ein wichtiges Element in unsere Kommunikation bewusst mit einzubeziehen – das Erkunden der „Insel“ des anderen, während wir gleichzeitig auch zum Inselführer auf unserer eigenen Insel werden.
Wie bei jeder Erkundungstour benötigen wir hierbei eine unvoreingenommene Haltung, eine Haltung von freundlicher, einladender Offenheit. Wir brauchen etwas Zeit und Geduld. Und wir brauchen die Fähigkeit (und die Bereitschaft), sinnvolle Fragen zu stellen und genau zuzuhören.
Hilfreich ist, in diesem Prozess weder zu bewerten noch Urteile über den anderen zu fällen. Ziel ist vielmehr, die Andersartigkeit des anderen in einer wertschätzenden Haltung anzuerkennen. Dies ist der Nährboden für Vertrauen und Respekt.
Ist allein dieser Moment der Begegnung echt und ehrlich, so habe ich häufig erlebt, dass selbst bei unterschiedlichsten Auffassungen ein neues Feld entsteht: Ein Feld für konstruktive Gemeinsamkeit.
Eingefahrene Kommunikationsprozesse können nun in Bewegung gebracht werden, neue Perspektiven eröffnen sich. Wir können den Standpunkt des anderen stehen lassen, ohne uns angegriffen zu fühlen oder verteidigen zu müssen. Unsere Kommunikation verändert sich in Richtung Verständnis und Mitgefühl.
Kommunikation kann zu unserem besten Gestaltungselement eines bereichernden Miteinanders werden: Wir sprechen konkret das an, was wir zukünftig tun wollen und nutzen Worte, die Freude und Begeisterung ausdrücken. Wir lassen unsere Kollegen wissen, wie wertvoll sie für uns sind und vertiefen damit unsere Beziehungen. Wir teilen unser Wissen und bitten um Unterstützung, wenn wir diese benötigen. Wir verzichten auf alte überkommene Geschichten, die uns im vergangenen Geschehen gefangen halten. Wir verleihen unseren Bedenken und Ängsten Ausdruck, jedoch ohne dass wir diese über eine dramatisierende Wortwahl unnötig aufblähen.
Unsere Gedanken, Einstellungen, Worte und Taten sind Kommunikation. Nutzen wir diese Ebenen bewusst, um unsere Begegnungen, unsere Gegenwart und Zukunft bereichernd zu gestalten: Denn unsere Kommunikation ist ein entscheidender Faktor, der mitbestimmt, wo wir morgen sein werden.
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